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Warum nicht maximale Geschwindigkeit einstellbar?

BeitragVerfasst: Di 03 Nov, 2009 09:30
von citizen
Hallo Experten!

Ich brauch für folgende Frage eure Hilfe!

Mein Internetanschluss bei der Telekom-Austria gibt laut Auskunft der Hotline 4 bis 6 Mbit her (es schwankt laut Techniker), wobei 4 Mbit stabil laufen sollten.

Bisher hatte ich einen 2Mbit-Anschluss, der gestern auf 4Mbit erhöht wurde. Auf meine Nachfrage hin, warum man nicht 8Mbit einstellte, bekam ich die Antwort, dass 8 Mbit bei meiner Entfernung zum Wählamt nicht erreichbar wären.

Ich meinte daraufhin, dass man die Leitung doch dennoch auf maximale Geschwindigkeit einstellen könnte. Der Techniker erwiderte jedoch, dass wäre ein Problem, da es in der Folge zu Ausfällen kommen könnte, die teilweise 2 Stunden dauern könnten, bis ich wieder einen Internetzugang habe.

Die 4Mbit habe ich nun seit gestern, die sind zumindest gestern abend stabil gelaufen, ohne Probleme. Ich habe nun mit dem TEchniker vereinbart, dass er mich PROBEWEISE auf 6Mbit hochschaltet, was er auch sofort tat (dauert allerdings bis 36 Stunden, bis die Einstellung bei mir ankommt, sagte der Techniker). Ich werde nun probieren, ob es funktioniert oder ob ich wieder mit 4Mbit Vorlieb nehmen muss.

Aber ist es tatsächlich so, dass man die Geschwindigkeit nicht beliebig hoch einstellen kann ohne Verbindungsprobleme zu bekommen? Was ist die Ursache dafür?

Wäre dankbar, einige fachkundige Hinweise zu erhalten.

Vielen Dank

Re: Warum nicht maximale Geschwindigkeit einstellbar?

BeitragVerfasst: Di 03 Nov, 2009 09:41
von martin
dieses thema wurde wohl ohne übertreibung hier schon hunderte male diskutiert, die suchfunktion hätte also auch geholfen.

aber weil ich heute einen guten tag habe nochmal kurz erklärt:

citizen hat geschrieben:Aber ist es tatsächlich so, dass man die Geschwindigkeit nicht beliebig hoch einstellen kann ohne Verbindungsprobleme zu bekommen? Was ist die Ursache dafür?


ja, es ist tatsächlich so. dies hängt von einigen eigenschaften deiner kupferleitung, wie z.b. dämpfung und störabstand ab. diese werte verschlechtern sich auch, je länger deine leitung ist bzw. je weiter weg du vom wählamt bist.

je mehr geschwindigkeit du haben willst, umso besser muss deine leitung sein, ansonsten kommt es zu übertragungsfehlern und verbindungsabbrüchen.

und nein, an den leitungswerten kannst du selbst nichts ändern - außer du übersiedelst ;)

Re: Warum nicht maximale Geschwindigkeit einstellbar?

BeitragVerfasst: Di 03 Nov, 2009 10:03
von citizen
Danke für deinen guten Tag!

Ich muss zu meiner Verteidigung sagen, dass ich auch andere threads gelesen habe, aber leider nicht ganz schlau daraus geworden bin. :-?

Aber deine Erklärung hat mir sehr weitergeholfen, vielen Dank.

Darf ich noch eine Frage anhängen: Wie lange hält nun in der Praxis ein Verbindungsabbruch an, wirklich bis zu 2 Stunden? Wenn dem so wäre, ist es vermutlich vernünftiger auf 4 Mbit zurückzugehen.

Re: Warum nicht maximale Geschwindigkeit einstellbar?

BeitragVerfasst: Di 03 Nov, 2009 10:09
von wicked_one
Warte einfach mal ab. Man kann sowas schelcht voraussagen, wie stark die beeinflussungen werden können, das ist sehr individuell.

Das kann von kurzen ausfällen (1 minute zum neuaufbau der Leitung) bis zu mehreren Stunden dauern - wenn die Werte so schlecht werden, dass keine erfolgreiche DSL Aushandlung stattfindet.

vielleicht rennts ja, BB reduzieren kann man immer wieder.

Re: Warum nicht maximale Geschwindigkeit einstellbar?

BeitragVerfasst: Di 03 Nov, 2009 11:08
von citizen
Danke für die Hinweise.

Re: Warum nicht maximale Geschwindigkeit einstellbar?

BeitragVerfasst: Di 03 Nov, 2009 11:39
von preiti
citizen hat geschrieben:Danke für die Hinweise.
Noch 2 Begriffsbestimmungen zum Verständnis:
1) Dämpfung: Signalabschwächung durch das Kabel selbst. Wird durch äußere Einflüsse wie Feuchtigkeit oder mechanische Beschädigungen verstärkt. Je kleiner desto beser.
2) Störabstand: "Leistungsunterschied" zwischen dem Nutzsignal und den auf jeder Leitung vorhandenen Störungen. Je größer desto besser.

Re: Warum nicht maximale Geschwindigkeit einstellbar?

BeitragVerfasst: Di 03 Nov, 2009 12:01
von citizen
Hey, danke. Ich werde hier durch die verständlichen Erklärungen noch zum Profi und kann möglicherweise meinen Servicemann von der Telekom beeindrucken, so dass er mir in Hinkunft vollständige Auskunft gibt. :D

Re: Warum nicht maximale Geschwindigkeit einstellbar?

BeitragVerfasst: Di 03 Nov, 2009 21:01
von Bundavica
TA-Techniker kann man zu 99,9 % mit Ausdrücken wie Dämpfung, Signalstörabstand usw. beeindrucken....die können die Leitungswerte zwar auslesen, aber das war es dann auch schon.....hab das selbst einige male miterlebt.... :rotfl:

Re: Warum nicht maximale Geschwindigkeit einstellbar?

BeitragVerfasst: Di 03 Nov, 2009 21:31
von radditz
und ich traue mich zu wetten, dass die wenigsten hier wissen, wie der Störabstand bei ADSL überhaupt zustande kommt...
Laienhaft ausgedrückt ist es tatsächlich der "Leistungsunterschied" zwischen Nutzsignal und Störung, aber gerade bei ADSL wird der Störabstand nicht nur von den tatsächlichen Störungen, sondern auch von der Anzahl der Töne beeinflusst, soll heißen:
Je höher die Bandbreite, desto geringer der Störabstand;
Grund dafür: Auf einen "Ton" ist nur beschränkt Platz. Um genau zu sein kennt die Hardware bei Frequenzen (= Tönen) eigtl. nur 0 oder 1 (und undefiniert bzw. irgendwas dazwischen). Das wäre aber in Summe gesehen doch etwas wenig; wenn ich mich nicht irre warens bei ADSL 256 Träger (bei ADSL2+ 512), und das ganze bei ca. 4.300 mal pro Sekunde, also hätte man nur 256 * 4.300 Bits = bisserl mehr als 1 Mbit/s (das is aber Upload+Downstream+Protokolldaten+Fehlerkorrektur...., netto bleiben da vermutlich so um die 700 Kilobit/s unter optimalen Umständen übrig).

Daher gibts sowas wie QAM (Quadratur Amplituden Modulation). Das funktioniert so, dass eine einzelne Schwingung unterteilt wird, und zwar jeweils in die Anzahl der Bits (mal ganz grob gesagt).
Bei 4 Bits teilt man eine Schwingung in 4 gleiche Teile, bei 8 Bits in 8, bei 16 Bits in 16. Dadurch wird das Interval pro Bit immer kleiner und irgendwann kanns dann passierne, dass der DSL-Chip auf der Frequenz das Bit 4 nicht mehr vom Bit 5 unterscheiden kann (weil zu viele Störungen oder das Signal zu schwach).

Je höher die Frequenz, desto höher ist die Dämpfung, desto geringer ist natürlich das Signal das ankommt, und desto weniger Bits kann man auf der Frequenz nutzen, um noch eine stabile Verbindung zu haben.
So kann es sein, dass man auf der niedrigen Frequenz ganze 16 Bit/s nutzen kann, aber ab Ton 200 gar nix mehr, weil gar kein (bzw. ein zu schwaches) Signal ankommt.

Das sieht man auch schön bei einer von mir erstellten Grafik:
3 Mbit/s: 23 dB Rauschabstand
Bild

6 Mbit/s: 19 dB Rauschabstand (aktuell nur noch ~14 dB)
hab leider kein bild da :)

Man sieht trotzdem recht schön, wie viele Bits da pro Ton belegt sind.

Im Moment bei 6 Mbit/s hab ich mal die Anzahl der belegten Bits pro Ton aufsummiert und komme so auf 1665 Bits. Und das 4.000 mal pro Sekunde ---> 1.665 * 4.300 = ~7159 Kilobit/s
Bisserl was geht fürs Protokoll, Fehlerkorrektur, ... noch drauf, bleibt eine eingstellte Bruttobandbreite von 6176 Kilobit/s (da geht über 1 Mbit/s verloren!).

Wer noch mehr darüber wissen will, kann sich hier einlesen:
http://www.elektronik-kompendium.de/sit ... 305235.htm

Wenn was falsch is, bitte einfach das richtige posten oder mir eine PN schreiben.


Btw.: Damit könntet ihr einen Techniker wirklich beeindrucken ;)

Edit:
Wenn ihr das von unten nach oben durchgeht, dann habt ihr übrigens das Schema, wie das Modem (und auch die TA ;)) die maximale mögliche Bandbreite errechnen können:
Wieviele Bits passen im Moment auf jeden einzelnen Ton, aufsummieren, * 4.300 ergibt dann die maximale physikalische Bandbreite, ohne Reserven bei Störungen!